Sonntag, 12. März 2017

Rezension zu "Das schöne Lied der Marie Anne Mozart" von Gabriele Prohaska-Marchried


Preis: € 15,80
Einband: Broschur
Seitenzahl: 240 Seiten
Verlag: Sisyphus Verlag
Weiter Informationen / Bildquelle: Verlagsinformation/Bildquelle













5 Sterne

Inhalt

Marie Anne Mozart ist bekannt als Nannerl, Schwester, Anhängsel des genialen Bruders. Wenige wissen, dass sie auch komponierte. Aus Rom schrieb ihr der Bruder: "Ich habe mich recht verwundert, daß du so schön componieren kannst, mit einem Wort, das Lied ist schön..." Er ermutigte sie. Doch erhalten ist nichts von ihr. Was war geschehen?

Auf dem Untergrund von Recherchen macht der Roman weiße Flecken farbig. Es war eine Zeit mächtiger Autoritäten: Herr Vater mit Anspruch auf Gehorsam, Herr Gemahl mit Vorführungs- und Züchtigungsrecht, geistliche Herrscher definierten die Übertretung ihrer Normen als Frevel, ahndeten sie mit Unterwerfungsriten und sadistischen Körperstrafen. Der Roman ist die Geschichte einer starken, liebesfähigen Frau in reaktionärer Zeit, einer Frau, die wahrscheinlich genial war. 

Eindruck

"Das schöne Lied der Marie Anne Mozart" - eine Zeitreise in ein beschwerliches Leben ohne Rechte, ohne eine eigene Stimme, ohne eigenen Besitz. Denn alles was eine Frau hatte war Eigentum des Ehemannes.

Marie Anne durch einen von Ansehen und Geld besessenen Vater - obwohl sie wohl die bei weitem bessere ausführende Musikerin war - unterdrückt, während er mit Wolfgang Amadeus - zeitlebens zart und kränklich - durch die Welt reiste und ihn vorführte wie ein Zirkusäffchen. 
Ohne den erhofften großen finanziellen Schlag, reichten die Einnahmen fast nicht einmal um die weiten und kostspieligen Reisen zu finanzieren und die Familie geriet in die Überschuldung. 
Da lag es nahe, die Tochter in eine Zwangsehe zu führen, denn für ein unberührtes junges Mädchen gab es ein hohe Ablöse. Dabei wäre der Erfolg vermutlich so einfach herbeizuführen gewesen.

In poetischer wunderschöner Sprache ist dieser Roman eine Biographie, die ich jedem Liebhaber der schönen Künste und historisch Interessierten wärmstens ans Herz legen kann. Zugegeben, es ist nicht ganz einfach zu lesen, da sowohl die Sprache als auch die Charaktere sehr authentisch verwendet werden und man sollte sich Zeit nehmen zu geniessen, wird dafür aber mit Einblicken in das Leben einer starken, faszinierenden und bewunderswerten Frau belohnt, die Unterdrückung, Erniedrigung und Züchtigung ertragen hat. Deren Träume und Ambitionen im Keim erstickt wurden und die trotz allem zu bedingunsloser Liebe fähig war und ihr kleines Geheimnis mit sich nahm - bis ins Grab.  

Fazit

Ein ganz großes Schätzchen in meinem Bücherschrank, welches ich mit Sicherheit noch das ein oder andere Mal wieder hervorzaubern werde. Leseempfehlung!

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