Interviews

Interview mit der von mir sehr geschätzten Autorin Astrid Korten anlässlich der Gründung ihres Verlages, den "AMREKO Literaturverlag" und ihrem dort erschienenen Thriller "Wo ist Jay".


Liebe Astrid,

Wie ist die Idee entstanden einen eigenen Verlag zu gründen und was planst Du mit AMREKO anders zu machen als andere Verlage?

Ich war als Unternehmerin sehr erfolgreich, traf meine eigenen Entscheidungen. Als Verlagsautorin habe ich viel erreicht (Bestsellerplätze, Verfilmung, Nominierungen), aber auch enorm viel investiert, war aber abhängig vom Marketing der Verlage. Da kam nicht viel. Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Und so geht es vielen Autoren.
Bei kleineren Verlagen muss man genau hinsehen. Oft fehlt das nötige Kapital, um ein gutes Marketing durchzuführen.
Seien wir doch mal ehrlich. In den meisten Konzernverlagen  geht es nicht mehr darum, Geld zu verdienen, um damit Bücher zu verlegen, sondern Bücher zu verlegen, um damit Geld zu verdienen. Aus einem Gentleman’s Business der großen Verlage - vor Jahren mit einer Gewinnmarge von bestenfalls vier bis fünf Prozent - ist doch jetzt eine professionelle Unternehmung geworden, bei der manche eine Rendite von zehn bis zwanzig Prozent erwarten. Dass dies zulasten der literarisch bedeutenden Titel geht, versteht sich.
In den USA haben sich die Gewichte nun wieder verschoben, neue, unabhängige Verlage sind entstanden, die sich in der frei gewordenen Nische einrichten. Mainstream versus Literatur. Das gefällt mir. Einige Verleger in Deutschland gehen nun auch den Weg.
Wir werden nur wenige Bücher veröffentlichen, die mit geistigem Esprit und sprachlicher Qualität einhergehen.


"Die verlorenen Zeilen der Liebe" war ein toller Ausflug in einen gefühlvollen Roman, dennoch würde ich sagen, dass Du eher im Thriller Bereich zu Hause bist. Hast Du Dich mit Deinem Verlag auf ein bestimmtes Genre festgelegt oder wird AMREKO die gesamte Palette bedienen?

Wenn ich an diesen Roman denke, lächle ich immer wieder. Man hat mir einen gefühlvollen Roman nicht zugetraut. Und der Apub-Verlag hat ihn sofort unter Vertrag genommen. Und er landete im vergangenen Jahr in den Top Ten von Amazon und wurde ausgezeichnet. Ich liebe dieses Buch, vielleicht, weil ich viele Jahre gebraucht habe, um diese wahre Geschichte zu schreiben.
Ich schreibe neben Thriller und Romanen, auch Drehbücher unter Pseudonym. Aber um Deine Frage zu beantworten: Der AMREKO Literaturverlag steht für hervorragende Qualität und mit Leidenschaft vertretene Inhalte. Ich schätze Individualität und richte mich nicht nur nach dem Mainstream. Wir fördern Qualität und nicht Quantität. Unser Geschmack ist individuell wie der des modernen Lesers. Ich wünsche mir als Verlegerin Texte, die mich berühren, besondere Geschichten und starke Erzählstimmen.
Wenn wir uns für einen Autor oder eine Autorin entscheiden, dann ist AMREKO Autoren eine Adresse, die Individualität achtet, unterstützt und fördert. Erfolgreiche Marketingkonzepte und erstklassige Pressearbeit sind ebenso selbstverständlich wie der Aufbau und die Betreuung von Autoren. Wir verfügen über einen hervorragenden Pool an Lektoren. Ein Korrektorat ist ebenso selbstverständlich wie die professionelle Gestaltung der Bücher.

Unser Schwerpunkt sind Thriller, Psychothriller und Romane, insbesondere Debütromane.

"Morde und andere Widrigkeiten"

Ich habe Dich als Deinen Lesern sehr nahe, aufgeschlossene und herzliche Autorin kennengelernt und ich bin mir sicher, dass Du als Verlegerin nicht anders agieren wirst. Planst Du mit und/oder für Deine Autoren und Leser gemeinsame Aktionen und Events?

Ja, natürlich. Das gehört zur klassischen Verlagsarbeit.

"Manus manum lavat" - was wünscht andererseits Du Dir als Autorin und Verlegerin von Deinen Autoren und Lesern?

Als Autorin wünsche ich mir, dass ich meine Leserschaft mit meinen Romanen auch weiterhin begeistern kann. Mein neuer Psychothriller „WO IST JAY“ – ein Psychothriller über eine Frau, die plötzlich aus ihrem Freundeskreis verschwindet und niemand scheint es zu interessieren – hat viele Leser zum Nachdenken angeregt. Das möchte ich weiterhin erreichen. Mittlerweile steht „Wo ist Jay?“ bei Thalia in den Top 100.

Meine Bücher enthalten immer eine Botschaft: „Hier lautet sie: Wenn wir genauer hinsehen, können wir vielleicht eine Katastrophe verhindern. 


In „ZEILENGÖTTER – Bis dass der Tod uns scheidet“ geht es um Gewalt in der Ehe. Auch heute immer noch ein Tabuthema, über das ich demnächst auf Einladung der Stadt Halle im Rahmen der Gleichstellung referieren werde..


Mein nächster Thriller ist die Fortsetzung von „Eiskalte Umarmung"
und Jasper – Das Böse in Dir", und erscheint demnächst. Darauf warten schon viele Leser. Sehr, sehr spannend. J

"Thalia Bestseller"

Als Verlegerin wünsche ich mir Manuskripte, die mich berühren, besondere Geschichten und starke Erzählstimmen. Ich habe bereits zwei tolle Autoren unter Vertrag.

In unseren Leserunden, durfte ich schon mehrfach miterleben, dass Du diese immer sehr engagiert begleitest. Wirst Du Dir dafür nach wie vor die Zeit nehmen können?

Selbstverständlich. Das muss sein. So erfahre ich, was meine Leser sich wünschen und was ich zukünftig besser machen kann. Diese Zeit nehme ich mir. Im Verlag arbeiten immerhin schon zwei Mitarbeiterinnen. 

Dein erstes, im eigenen Verlag erschienenes Buch "Wo ist Jay" basiert wieder auf einem wahren Fall. Wie bekommst Du die Hintergrundinformationen für Deine Geschichten?

Hier war eine Gerichtsakte die Grundlage. Dann folgte die Recherche. Ich habe mit allen Betroffenen gesprochen. Es ist ein Mordfall, der immens unter die Haut geht.
Bei meiner Recherche lasse ich mich von Forensikern, Psychologen, Gentechnologen, Pathologen und Medizinern, etc. beraten.

"Recherche in der Rechtsmedizin"

Du greifst in Deinen Büchern sehr sensible Themen auf, die Menschen in ihrer Psyche zerstört haben. Wie gewinnst du deren Vertrauen um ihre Geschichten zu erfahren.

Ich vermute, dass meine Interviewpartner spüren, dass mein Interesse für sie echt ist. Ich tausche mich gerne mit Menschen aus, nicht weil ich neugierig bin (nur manchmal), sondern weil ich mich gut in Personen hineinversetzen kann. Der Fall „Jay de Winter“ hat mich tief berührt, weil die Taten so sinnlos waren. Die Menschen um Jay waren meiner Meinung nach alle Opfer.

Wenn Du für ein neues Buch recherchierst beschäftigst Du Dich sehr lange mit den menschlichen Abgründen. Läufst Du nie Gefahr, Dich emotional zu stark auf die Tragödien einzulassen und damit einen Teil von Dir selbst zu verlieren?

Nein, mich verlieren würde ich nicht sagen. Aber weil ich mich für die Betroffenen interessiere, fühle ich mit ihnen. Wenn ich einen Täter interviewe, ist da immer eine gewisse Distanz. Die muss man auch haben, denn das Böse hat ein Alltagsgesicht. Man darf es nicht an sich heranlassen. Ich war ein einziges Mal nach einem Interview wirklich erschüttert. Das war im Rahmen meiner Recherche für "JASPER – Das Böse in Dir", als ich den Täter in der forensischen Psychiatrie aufgesucht habe.
Übrigens steht der Thriller in der MidList für den Skoutz-Award 2017: Hier der Link. Über jede Stimme freue ich mich. Anmelden und voten.

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLScefU7wrngVG1TaAKL616lpzSzktiW1NAH1HCm6CR_pBdRMsA/viewform?c=0&w=1  

"Ladies Crime Night"

Wie wichtig ist es Dir, dass Deinen Büchern eine reale Geschichte zugrunde liegt?

Die beiden letzten Thriller beruhen auf wahre Begebenheiten, die anderen beruhen teils auch oder greifen soziale Missstände auf, wie Missbrauch während einer Psychotherapie, digitale Überwachung, etc, aber sind mit Crime gewürzt.
Authentizität ist für mich in einem Thriller sehr wichtig.

Hältst Du vor oder nach der Veröffentlichung noch Kontakt mit den Personen oder beziehst Du sie vielleicht sogar teilweise in Dein Schreiben mit ein?

In der Danksagung werden sie oft erwähnt. Aber nur, wenn ich darf. Ich bin da sehr diskret. Und ja, ich halte Kontakt.

Die Cover Deiner Bücher sind immer sehr sphärisch. Sind es generell eigene Entwürfe und Assoziationen? Wie entstehen sie?

In der Regel gebe ich der Werbeagentur ein Briefing (Inhalt des Romans, Stimmung, Symbole) Dann kommen die Vorschläge. Ich arbeite mit einer großen Münchener Werbeagentur.

"Schreibplatz im Winter"

Angenommen ich wäre eine gute Fee und Du hättest 3 Wünsche frei. Welche wären das?

  1. Drücke AMREKO die Daumen.
  2. Einen grandiosen Start für die dritte Fortsetzung von Eiskalte Umarmung
  3. Sende meinen Lesern ein riesiges Dankeschön und einen sonnigen Gruß mitten ins Herz 

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses kleine Interview genommen und einen Einblick in den Verlag und Deine kreative Arbeit gegeben hast. Noch einmal an dieser Stelle meinen Glückwunsch zur Gründung und Deinem Mut zu diesem Schritt. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du mit AMREKO viel Erfolg haben wirst, eine Menge neue Sterne am Autorenhimmel und einen treuen Leserkreis.Ich bin mir sicher, dass der dritte Teil von "Eiskalte Umarmung" einschlagen wird. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns dann hier wieder.


(Das Bildmaterial wurde mir freundlicherweise von Astrid Korten direkt zur Verfügung gestellt)

4 Kommentare:

  1. Hallo Silke

    Das ist ein sehr schönes Interview. Astrid Korten hat mich total neugierig gemacht. Warum bist du der Meinung, dass Frau Korten im Krimi-Genre mehr zu Hause ist? Über die verlorenen Zeilen der Liebe habe ich sehr viel positive Meinungen gelesen.
    Astrid Korten wünsche ich weiterhin viel Erfolg.Ich glaube gerne, dass man mit einem eigenen Verlag nicht so eingeengt ist.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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    1. Hallo Gisela,

      toll, dass Du zu meinem ersten Interview ein Feedback gibst, weil diese Sparte ein Baby von mir werden soll.
      "Die verlorenen Zeilen der Liebe" ist ein sehr schöner, gefühlvoller Roman, der ein Schätzchen in meinem Schrank ist. Aber man merkt doch, dass Astrid einfach ein Händchen für den besonderen Thrill hat und sie selbst sagt es auch. Ich kann Dir ihre Bücher nur wärmstens empfehlen.

      LG Silke

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  2. Liebe Silke

    Dein erstes Interview hat du toll gestaltet. Ich freue mich auf weitere von dir.

    Schönes Wochenende,
    Gisela

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    1. Lieb von Dir, vielen Dank. Ich wünsche Dir auch ein schönes sonniges Wochenende.

      LG Silke

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